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                  Nichts 
                  vernichtet Geld schneller und zuverlässiger als Pferdezucht! 
                   
                  ... Vielleicht kann sich der eine oder andere noch an diesen 
                  Bericht in der CAVALLO erinnern. 
                   
                  Ich möchte an dieser Stelle versuchen, das Thema Pferdekauf 
                  und Preisgestaltung aus meiner Sicht als Züchter zu betrachten 
                  und darzustellen, wie der Preis für ein junges Pferd zustande 
                  kommt.  
                   
                  Oft, sehr oft fragt mich die interessierte Kundschaft, warum 
                  ein 3-Jähriger EUR 6.000,-- kosten soll, wenn doch der 
                  ganze Pferdemarkt voll ist von ganz braven, gerittenen 
                  Quarter Horses für um die EUR 4.000,-- (von Privat). Hier 
                  folgt die Antwort. 
                   
                  Zu aller erst möchte ich schildern, was ich schon oft 
                  mit Kunden erlebt habe: 
                   
                  Manche Interessenten entschließen sich nicht zum Kauf 
                  ihres Traumpferdes, weil ihnen der Preis z.B. EUR 500,-- bis 
                  EUR 1.000,-- zu hoch ist und die Verhandlungen nicht das gewünschte 
                  Ergebnis bringen. Soweit so gut.  
                   
                  Wenn ich dann darauf hinweise, dass ein Pferd, das man mit etwa 
                  3 Jahren kauft und welches ein normales Pferdealter von etwa 
                  25 Jahren erreicht, in dieser gesamten Zeit rund EUR 100.000,-- 
                  kostet, dann werde ich oft sehr erstaunt angeschaut.  
                   
                  Diese Rechnung ist ganz einfach und nachvollziehbar. Bei einer 
                  normalen Stallmiete von rund EUR 250,-- pro Monat, zuzüglich 
                  Hufschmied, Wurmkuren, Versicherung und Impfungen muss das Pferd 
                  in dieser Zeit NICHT einmal krank werden! Die Tierarztkosten 
                  kommen also noch dazu. Kosten für Zubehör, usw. sind 
                  hier ebenfalls nicht berücksichtigt.  
                   
                  Aus diesem Grund kann ich nicht nachvollziehen, dass es beim 
                  Kauf wegen EUR 500,-- oder EUR 1.000,-- gelegentlich grösste 
                  Bedenken gibt, oder letztlich gar ein Pferd zweiter Wahl 
                  wegen eines solch geringen Preisunterschiedes genommen wird. 
                   
                  Ein billigeres Pferd muss natürlich nicht unbedingt automatisch 
                  schlechter sein. Man kann durchaus sehr gute Pferde für 
                  kleines Geld kaufen, wenn man etwas Zeit und Glück hat. 
                  Es wird immer mal wieder z.B. ein Scheidungsopfer 
                  sehr günstig angeboten.  
                   
                  Wie setzen sich die Entstehungskosten eines 3-jährigen 
                  Pferdes  BEIM ZÜCHTER  zusammen? 
                   
                  (Natürlich ist dies nur ein ungefährer Anhaltspunkt 
                  und von Züchter zu Züchter sehr unterschiedlich). 
                   
                  Ich werde keine Abschreibung und Instandhaltungskosten 
                  für die Anlage des Züchters mit einrechnen, obwohl 
                  dies natürlich ebenfalls zu berücksichtigen wäre. 
                   
                   
                  Anschaffung Zuchtstute:  
                  Gehen wir von einer durchschnittlichen Kaufsumme von EUR 5.000,-- 
                  aus. Nur um einmal eine Zahl zu nennen (man kann durchaus auch 
                  Stuten für ein Vielfaches kaufen). Gehen wir von einer 
                  Nutzzeit als Zuchtstute von 10 Jahren aus, sind dies Kosten 
                  von EUR 500,-- pro Fohlen alleine für die Anschaffung der 
                  Mutter. 
                   
                  Decksprung:  
                  Gehen wir von einer mittleren Decktaxe von EUR 750,-- aus (auch 
                  hier gibt es weitaus teurere Bedeckungen). Um gleich dem Einwurf 
                  
 der Züchter hat den Hengst ja sowieso bei 
                  sich und das kostet ja nix
 entgegenzuhalten: Der 
                  Hengst wird beworben, es wird z.B. NRHA und DQHA einbezahlt 
                  und er muss das ganze Jahr gefüttert und versorgt werden... 
                  Gehen wir also von diesen EUR 750,-- aus.  
                   
                  ... wir sind also schon bei EUR 1.250,--  
                  bevor es losgehen kann... 
                   
                  Nun Tupferprobe, Ultraschall, usw.: rechnen wir einmal ganz 
                  gering mit EUR 150,-- (3  4 x Ultraschall + Tierarzt + 
                  Labor).  
                   
                  ... Wir sind also bei EUR 1.400,-- 
                   
                  ... und nun ist hoffentlich die Stute tragend! Wenn wir anfangen 
                  zu rechnen, was passiert, wenn die Stute ein Jahr nicht aufnimmt 
                  oder ein lebensschwaches Fohlen bekommt, dann sind wir schnell 
                  bei anderen Summen. Aber wir gehen hier nur mal vom Bestfall 
                  für den Züchter aus.  
                   
                ... 
                  Die Stute trägt ... 
                  Nun heißt es: zusätzliche Impfungen für die 
                  Stute (Virusabort) und bei einer Tragezeit von 11 Monaten + 
                  4 Wochen Pause bis diese wieder tragend ist, rechnen wir grob 
                  mit EUR 100,-- Tierarzt, EUR 150,-- Schmied, sowie Futter- und 
                  Pflegekosten für 1 Jahr mit EUR 1.200,--.  
                  Alles geht gut, das Fohlen kommt in einer schlaflosen Nacht 
                  morgens gegen 4:20 Uhr zur Welt... 
                   
                  Und schon hat es den Züchter beim ersten Atemzug, wenn 
                  es denn hoffentlich diesen ohne tierärztliche Hilfe auch 
                  tut, EUR 2.850,-- gekostet... 
                   
                  Der Idealfall wäre, man verkauft das Kleine 
                  von der Mutter weg für z.B. EUR 4.000,--. Das klingt 
                  erst einmal gut. Für den Käufer natürlich dennoch 
                  ein erstaunlicher Betrag, da er ja in der Zeitung für diesen 
                  Preis immer wieder gerittene Pferde dieser Rasse finden kann. 
                   
                   
                  Für den Züchter aber heißt es, vom Nettobetrag 
                  (also ohne MWSt.) von rund EUR 3.740,-- ausgehend, bleiben noch 
                  EUR 890,-- an diesem Pferd für ein ganzes Jahr. Vor Steuer 
                  !!! 
                   
                  Das macht pro Monat etwa EUR 75,-- für ein produziertes 
                  Fohlen, welches zu einem guten Preis verkauft wird, nicht krank 
                  war, eine leichte Geburt hatte und verkauft wurde, bevor es 
                  zum ersten mal Hufschmied gesehen hat. Der optimale Verlauf 
                  also.  
                   
                  Mal Hand aufs Herz: Füttern, Misten, halfterführig 
                  machen, einfachste Grundregeln, usw. beibringen
.. für 
                  EUR 75,-- Monatslohn? Wer hier an dieser Stelle überzeugt 
                  ist, er selbst würde das auch tun, sollte uns bitte sofort 
                  seine Bewerbungsunterlagen schicken! 
                 
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                  Zurück zum Thema Entstehungskosten eines 3-Jährigen: 
                   
                   
                  Wir sind also bei EUR 2.850,-- am Tage der Geburt.  
                   
                  Wir rechnen nur mal grob: 4 Wurmkuren pro Jahr, 3 Jahre lang, 
                  EUR 120,--. 4 x pro Jahr Schmied (was evtl. zu wenig ist, aber 
                  das kommt immer auf das Pferd an) 3 Jahre lang: EUR 300,--. 
                  Impfungen pauschal gerechnet mit EUR 200,--.  
                   
                  Die Versicherung usw. wollen wir an dieser Stelle einmal ausser 
                  Acht lassen.  
                   
                  Für Futterkosten  und ich bin der Meinung, dass ein 
                  Fohlen nicht weniger frisst als ein Grosser, eher im Gegenteil 
                   nehmen wir EUR 100,-- pro Monat, für 3 Jahre also 
                  EUR 3.600,--.  
                   
                  ... Wir wären somit bei Entstehungs- kosten von EUR 
                  7.070,-- für ein 3 Jahre altes Pferd ... 
                   
                  Dieses Pferd muss allerdings während dieser Zeit natürlich 
                  ganz gesund gewesen sein, denn eventuelle Tierarztkosten sind 
                  nicht berücksichtigt.  
                   
                  Sollte es z.B. einen Unfall haben, welcher z.B. einen Schönheitsfehler 
                  zur Folge hat oder sollte es binnen dieser Zeit etwa zu koppen 
                  anfangen (alles nur Beispiele), so muss alleine der Züchter 
                  dieses Risiko tragen und irgendwie auffangen.  
                   
                  Wie gesagt: Der Idealfall tritt ein: Kerngesund, bildschön 
                  und absolut korrekt gebaut. 
                   
                  EUR 7.070,-- !!!!! Und nun ist das Pferd drei Jahre alt 
                  und immer noch roh! Wie kann aber ein Züchter nur auf die 
                  Idee kommen, dass es irgendwo auf der Welt einen Menschen geben 
                  soll, der ihm EUR 7.000,-- für ein nicht mal gerittenes 
                  Pferd gibt ??? 
                   
                  Natürlich muss man sich auch um dieses Pferd kümmern, 
                  bis es 3-jährig ist. Um wenigstens einen Betrag von EUR 
                  75,-- pro Monat als Entschädigung zu haben, 
                  müsste der seriöse Züchter somit für ein 
                  3 Jahre altes, rohes Pferd EUR 9.770,-- verlangen. 
                   
                  Dafür hat der Züchter während der gesamten Zeit 
                  die 40-Stuten-Woche bereits am Mittwoch mittag voll, seine freien 
                  Wochenenden und Urlaub auf nachts ausserhalb der Deck- und Abfohlsaison 
                  verlegt... 
                   
                  Sollte der Züchter das Pferd mit einer Ausbildung von 3 
                  Monaten verkaufen wollen, kämen weitere ca. EUR 700,-- 
                  pro Monat hinzu, welche er bei einem Trainer bezahlen muss. 
                   
                   
                  Fazit: Kosten für ein Pferd, welches 3 Jahre alt 
                  ist und dann mit 3-monatiger Grundausbildung von einem Profi-Trainer 
                  verkauft wird, müsste bei rund EUR 12.000,-- (zzgl. 
                  7% MWSt.) liegen, damit der Züchter wenigstens auf seine 
                  Aufwandsentschädigung kommt.  
                   
                  Und nach 3 Monaten Grundausbildung kann es durchaus sein, es 
                  handelt sich nicht um den erwarteten Überflieger, 
                  sondern um ein ganz braves und solide gerittenes Freizeitpferdchen, 
                  welches die Kunden verständlicherweise für einen Betrag 
                  von rund EUR 5.000,-- kaufen möchten.  
                   
                  Und schon sind wir wieder bei der Überschrift: 
                   
                  NICHTS VERNICHTET GELD SCHNELLER UND ZUVERLÄSSIGER ALS 
                  PFERDEZUCHT!  
                   
                  Man wird sich wohl an dieser Stelle fragen, wieso Züchter 
                  es trotzdem weiter tun? Wer will denn schon nachweislich jedes 
                  Jahr ärmer werden?  
                   
                  Jeder, der bei einer Pferdegeburt dabei war und das erste mal 
                  das Fohlen gackern und die Muttern brummeln hört, 
                  wird wissen, warum. Es wird einem so richtig warm ums Herz  
                  und dieses Gefühl zu kennen, hat keinen Preis! 
                   
                  Ich möchte mit dieser Erklärung etwas zum Nachdenken 
                  anregen. Dem einen oder anderen Züchter habe ich sicherlich 
                  aus der Seele gesprochen und so mancher Pferdekäufer wird 
                  bestimmt über manche Angebote nunmehr anders denken... 
                   
                  Für Anregungen, Tipps, Diskussionen, usw. hierüber 
                  bin ich immer zu haben...  
                  
                 
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